Schachbundesliga in Stuttgart


Endlich Bundesliga Heimpremiere in Stuttgart. Die Auslosung des deutschen Schachbunds hatte es nicht gut mit uns gemeint. Auf die Frage warum Reisepartner Tegernsee fünf Heimspiele zugesprochen bekam, wir aber nur zwei, kam vom DSB die lapidare Antwort, daß es absolute Chancengleichheit nicht gebe und man deshalb mit Ungerechtigkeiten leben müsse.
Die Veranstalltung fand in der Eingangshalle der Firma Dürr in Zuffenhausen statt, einem großen, circa 15 Metern hohen vollständig verglastem Raum. Sauerstoff für gute Leistungen war also vorhanden, die Größe des Raums hielt den Lärmpegel niedrig und auch für Verpflegung ( gratis für Spieler ) war gesorgt. Erwähnenswert ist, daß diese vorbildliche Unterstützung der Firma Dürr für den Schachsport ausnahmsweise nicht durch einen Schachspieler in der Firmenführung begründet lag, sondern Schach als Denksport für die Hightech-Firma den Ausschlag gab. Gustav Doettling hat freundlicherweise einige Bilder zur Verfügung gestellt, die einen sehr guten Eindruck von den Spielbedingungen geben:



Trotz des hervorragenden Wetters, das manchem Spieler dank Vollverglasung zeitweise etwas zu schaffen machte, hatten circa 150 Zuschauer den Weg nach Zuffenhausen gefunden. Das ist im Vergleich zum zeitgleich spielenden VFB nicht viel, aber für die Randsportart Schach schon ein Erfolg. Am Sonntag waren es noch einmal 100 Zuschauer, die Strategie des Verbands Spieltage von unteren Ligen zusammen zu legen erscheint hier zweifelhaft.
Erfreulich ist auch, daß alle Mannschaften ihre Spitzenspieler dabei haben. Bei dem vierten der Tabelle Tegernsee war dies zu erwarten, aber auch die Gäste aus dem Ruhrgebiet wollten die letzten Abstiegssorgen vertreiben.
Zuschauer, die nicht allen Zügen folgen konnten, konnten sie sich vom IM Frank Zeller und WGM Vesna Misanovic erklären lassen.


SSF - Castrop Rauxel 5.5-2.5


Der Kampfverlauf war so eindeutig wie das Ergebnis, wie die folgende Übersicht über die einzelnen Bretter zeigt. Dies überrascht etwas, da die Mannschaften nach Elo ziemlich gleichwertig sind. Somit können die Schachfreunde nun in Ruhe für die Saison 2002-3 planen.
Christian Gabriel gewann nach harmloser slawischen Eröffnung mit Schwarz gegen Fabian Döttling in nur wenigen Zügen einen Bauern und dann auch die Partie. Ebenso stand Matthias Duppel nach positionell zweifelhaftem Vorstoß des f-Bauern seines Gegners besser, da die taktischen Möglichkeiten als Kompensation ausblieben.
Eckehard Schmittdiel hatte nach pragmatischer Eröffnungswahl deutlich mehr Bedenkzeit, stand aber eher etwas schlechter bis sein Gegner Watson mit dem Nehmen auf e4 und d5 alle Figuren Eckehards auf einmal aktivierte. Da Watson sowieso schon in Zeitnot war, kam die Strafe bald.
Rainer Buhmanns König bewegte sich zu Fuß zum Damenflügel, sein Gegner Gallagher fand keine Möglichkeit ihn - zum Beispiel mittels eines Opfers auf e6 - zu stören und so bekam Rainer langsam etwas Oberwasser und bot remis. Gallagher mußte wegen der Mannschaft ablehnen und stellte wenig später Bauer und Partie ein.
Mihail Golubev sorgte am Spitzenbrett gegen Kiril Georgiev, der gerade am Freitag das Open in Bad Wörrishofen gewonnen hatte, wiederum für Abwechslung. Er opferte eine Qualität für einen Bauern und einen starken schwarzen Läufer, aber wenn er dafür Kompensation hatte, so vergab er sie in den folgenden Zügen. Nach Verlust von f3 war der Ausgang der Partie klar.
Die anderen drei Partien endeten ziemlich ereignislos remis.

Im Kampf Tegernsee gegen Wattenscheid war mehr los. Es gab nur zwei friedliche Partien, alle anderen waren nach spätestens 25 Zügen entschieden. Freunden von Kurzpartien seien die von Handke gegen Teske und Aronian gegen Khenkin empfohlen.


Wattenscheid - SSF 3.5-4.5


Auch am Sonntag lief es für den Gastgeber wieder ideal. Am schnellsten war wiederum Eckehard Schmittdiel fertig. Sein Gegner veropferte sich als seine Zeit knapp wurde, und wurde ausgekontert. Gleiches Glück erfreute Frank Zeller, nachdem er seinen Gegner in den von ihm geliebten Igel gelockt hatte. Er hat seine Partie schon ausführlich kommentiert ( nur online Notation ). Mihail Golubev hat ein schlechtes Wochenende erwischt, zwar hatte er auch heute wieder die meisten Zuschauer, der Punkt blieb aber wieder beim Gegner. Somit hat Aronian am ersten Brett mit 100% eine überzeugende Leistung gezeigt. Aber auch Christian Gabriel kann zufrieden sein. Nach positionell zweifelhafter Eröffnung hatte sein schwedischer Gegner Hall keine Chance. Die Partien von Dimitrij Bunzmann und Rainer Buhmann gingen relativ ereignislos remis aus, besonders schade für Rainer, der sich nach schwachem Start in die Saison durch eine Serie von Siegen mit einem weiteren eine Großmeisternorm gesichert hätte. Jörg Hickl verließ sich gegen den starken Russen Rustemov wieder auf seinen Altinder. Rustemov tauschte auf e5 und versuchte so den Efolg bei minimalen Risiko zu erreichen. Da war er bei Jörg an der falschen Adresse, als zum 4.5 remis gegeben wurde, stand Jörg schon besser. So war es zu verkraften, daß Matthias Duppel eine sehr gute Stellung verdarb, dank kräftiger Mithilfe seines Gegners wieder Chancen bekam um sie dann in der zweiten Zeitnot wieder zu verschenken.

Reisepartner Tegernsee trennte sich wieder gegen Castrop Rauxel 4:4. Während gestern schnell alles klar war, wurden heute von Kachiani Gersinska und Döttling in Zeitnot Chancen vergeben. Am Ende versuchte Teske noch erfolglos das Glück gegen Gallagher zu erzwingen. Es blieb aber beim remis. Lustig der Qualitätsgewinn von Ralf Appel gegen Hertneck.

Die Ergebnisse und die Tabelle finden Sie unter Mannschaften.

Hier gibt es alle Partien im pgn-Format.