Vor der Saison war dieses Wochenende eigentlich als nicht so wichtig angesehen worden.
Was sollten Solingen und Wattenscheid mit dem Abstieg zu tun haben. Nach ihren mißgückten
Runden gegen Eppingen, waren die Paarung vor allem mit den Klingenstädtern schon Abstiegskampf
pur. Leider hatte Tomas Oral für sein Studium zu tun, Igor Berezovsky musste beruflich
in die Ukraine und auch Thomas Heinatz war verhindert. Zudem trudelten Meldungen über
verpasste Züge, absagende Babysitter ein und ließen nur wenig Zeit, das schöne Wetter am
Tegernsee vor der Runde zu genießen. Aber auch Solingen war geschwächt, macht doch Christian Gabriel,
Referendar bei unserem Ersatzspieler Rolf Fritsch, Prüfungen.
Stuttgarter SF - Solingen 3.5-4.5
Spannender hätte es nicht sein können. Es steht nach 3 Stunden und 59 Minuten 3.5-3.5 und
nur noch die Partie von Andreas Reuß gegen Michael Hoffmann läuft noch.
Gerade hatte der Solinger den Turm auf die Jagd nach dem Bauern c3 geschickt und damit
aus dem Spiel gebracht, was die Verteidigung des eigenen Monarchen betrifft.
Andreas zog 1.Td2? und verpasste mit 1.Df4! dies entscheidend zu nutzen.
Somit endete der Kampf 3.5-4.5 statt umgekehrt. Es war der 39. Zug und die Zeit
war knapp, der Zug aber auch nicht so schwer zu finden.
OK, der Mannschaftsführer profitierte vorher von einem völligem Blackout seines Gegners
Lorenz Drabke. Anfangs stand Schwarz ok, ein Überseher kostete aber einen Bauern, für den
sich dann allerdings schon Kompensation eingestellt hatte.
Ohne reale Zeitnot spielte Drabke anstatt Kh1 hier 1.Ld2?? um nach 1... Se2+ seelenruhig mit
2.Kh1? den König zu entfernen. Erst nach 2... Dxd2 wurde ihm sozusagen schlagartig klar, was
passiert war.
Die ersten drei Bretter waren vorher relativ ereignislos ins Remis verflacht. Wilhelm Haas hatte
sich gegen den verzögerten Stonewall von Robert Zysk zu passiv verteidigt und wurde bestraft.
Sehenswerter war die Invasion von Jan Werle auf den von Branimir Vujic sträflich vernachlässigten
weißen Feldern.
1.Dh5! Dd8 2.Df5 e4 3.Sxe4 dxe4 4.Lc4+ +-
Für die leider nur wenigen Zuschauer wie geschaffen war die Partie von Aleksander Vuckovic gegen
Sipke Ernst. Der junge Holländer spielte eine Variante, in der Weiß in meiner Datenbank einen
90% Score besitzt. Die letzte dort zu findende Stellung aus der Partie war die folgende.
Hier setzte Weiß mit 1.Lxc6 Tb8 2.Dd2 Lf5 3.hxg4 h3 4.Sd4 fort und der Score in der Datenbank
änderte sich durch diese Partie nur unwesentlich.
Wattenscheid - Stuttgarter SF 5.5-2.5
Sowohl Nikola Sedlak als auch Branimir Vujic gingen mit Weiß sofort voll auf
Konfrontationskurs, was besonders beim letzteren nach vier Niederlagen in Folge
Respekt abverlangt. Während unser Spitzenspieler von Nielsen ausgekonntert
wurde, entwickelte sich das Shirov-Gambit von Branimir gegen Appels Philidor
zu dem gewünschten Gemenge, in dem es mal hin und her ging, der Pfälzer in
Wattenscheider Diensten dann die Dame gab und dafür zwei passive Türme behielt,
die in der Partie nicht mehr zusammenfanden. Schlecht lief es wieder bei Andreas.
1... a5??(1... S5b6 unklar) 2.Sxd4 1-0
Aleksandar Vuckovic wollte wohl im Maroczi als Schwarzer unbedingt einmal h5 ziehen.
In der Stellung war es aber sicher nicht gut und wurde von Frank Holzke dankend
angenommen um den schwarzen Königsflügel aufzurollen.
Da die Partien Lorscheid-Dinstuhl und Papa-Rustemov ereignislos verliefen, war somit klar,
daß auch diesmal nichts Zählbares herausspringen würde, aber dennoch gingen neben der
von Branimir noch zwei weitere Partien in die Verlängerung.
Eckhard Schmittdiel hatte gegen Macieja bald mit Problemen zu kämpfen, musste erst einen
Bauern und dann eine Qualität geben. Aber er verteidigte zäh und so gab es das seltene
Erlebnis ihn einmal in Zeitnot zu sehen. Der verbliebene Läufer war aber dann zusammen mit
der Dame sowohl zur Verteidigung gegen die Freibauern als auch fürs Gegenspiel ein Riese und
prompt überzog der Pole die Stellung und landete in einem Damenendspiel mit zwei Minusbauern.
1... Lc4! 2.c6 Lxe2 3.c7 Dh1+ 4.Kg3 Dc5 -+
Dieses Endspiel wiederum spielte Eckhard zu schnell und ließ ein Dauerschach zu.
Die muß einfach gewonnen sein, war die verbreitete Einschätzung auch von Großmeistern.
Gewonnen ist diese Stellung, das stimmt schon. Einfach aber bei weitem nicht. So ließ
der Holländer schon im nächsten Zug den Gewinn aus und so ging es ein paar mal hin und
her bevor Wilhelm den letzten Fehler beging als eigentlich schon alles wirklich
einfach war. Ich überlasse es den Lesern ein wenig Bauernendspiele zu trainieren.
Der Sieg von Wattenscheid war also nie gefährdet aber doch etwas zu hoch.