Abstiegskrimi mit glücklichem Ausgang


Als mich gestern ein schriftlicher Brief des Staffelleiters erreichte, war es in gewisser Weise amtlich. Es werden wohl 2 aber maximal 3 Mannschaften aus der Kreisklasse absteigen – keine Mannschaft der Schachfreunde gehört dazu. Dieser glückliche Umstand, sogar den siebten Platz erreicht zu haben, war das Resultat eines sehr engen und spannenden letzten Mannschaftskampfs.

Das Ziel vor dem letzten Spieltag gegen die bereits abgestiegene dritte Mannschaft von Botnang war es ursprünglich gewesen, die Mannschaft von DJK zu überholen und so den vorletzten Platz zu verlassen. Dazu war eine Sieg im Falle eines Unentschieden von DJK gegen unser Achte oder ein Remis unsererseits bei einer dortigen Niederlage von DJK notwendig.

Daher hatten Bernd Zäh und ich vorher verabredet, mittels SMS uns gegenseitig über den Spielverlauf zu informieren. So würden wir wissen, falls wir alles auf Sieg setzen müssten.
Als kleiner Traum stand auch noch ein möglicher siebter Platz in Aussicht, falls Botnangs Zweite gegen die gesicherten Wolfbuscher, für die es um nichts mehr ging, verlöre.

In Anbetracht der Wichtigkeit des Spiels, war es beruhigend nicht nur vollzählig, sondern sogar mit den Brettern 1 bis 8 antreten zu können. Allerdings waren auch die Botnanger mit nur einem Ersatzspieler zugegen – wohl auch um ihrer zweiten Schützenhilfe zu leisten.
Der Kampf deutete an, spannend zu werden, da es nur an zwei Bretter gewichtige DWZ-Unterschiede zu vermelden gab – leider beidesmal zu Gunsten der Botnanger.

Mein erster Rundgang nach 30 Minuten ergab ein gemischtes Bild: Ich hatte früh mit Schwarz ausgeglichen und die Initiative übernommen. Schachfreund Zaytsev hatte gegen das Botnanger Spitzenbrett allerdings einen Bauern verloren. Carmelo Giugno hatte den Traum eines angenommenen Damengambits auf dem Brett und stand sehr gut. Die anderen Bretter waren im weitesten Sinne ausgeglichen.

Dann kam das erste Remisangebot: Trotz unserer schlechten Stellung am ersten Brett empfahl ich Schachfreund Romer, das Angebot anzunehmen, da seine Stellung doch etwas gedrückt war.
Kurz darauf konnte ich aus dem Augenwinkel wahrnehmen, wie Evgeny Zaytsev nicht nur einen Bauern zurückerobern konnte, sondern auch einen Turm auf die siebte Reihe brachte. Das resultierende Turmendspiel wurde nach Abtäuschen und Fehlern beider Seiten schließlich zu drei verbundenen Bauern gegen Turm. Da jedoch der König in der falschen Ecke des Brettes stand, ging der volle Punkt an die Bauernpartei. 0,5 : 1,5 für uns.

Gleichzeitig hatte Moritz Haak zwei Springer für Turm und Bauer gegeben. Ich hielt die Stellung für schwer einzuschätzen. Eienrseits gab es keine guten Linien für die Türme, andererseits kontrollierte er das Zentrum, wo die Springer keine Felder hatten. Die Stellung wurde sehr scharf und rechenintensiv als beide Damen in das jeweils andere Lager eindragen.
Haro Niel hatte gegen seinen starken Gegner währenddessen ein Remis erreicht. Schachfreund Giugno hatte eine Figur mehr, musste aber auf seinen König achten. Mit einem taktischen Trick hatte ich Material gewonnen und versuchte mich in einem Leichtfigurenendspiel mit zwei Mehrbauern. Da unsere Brettern 7 und 8 eine Qualität mehr hatten, sah alles nach einem Sieg aus.

Dann jedoch übersah Carmelo Guigno ein Matt in drei und musste aufgeben. Gleichzeitig übersah Alexander Zakrzweski, der mit der Qualität mehr präzises Spiel für Selbstsicherheit eingetauscht hatte, eine Kombination und stand mit einer Figur weniger da. Dafür konnte ich mein Endspiel sicher gewinnen. Ein Blick auf das nun einschaltbare Handy zeigte, dass unsere Achte bereits vor der Zeitkontrolle gewonnen hatte! Es reichte daher für den achten Platz ein Unentschieden beim Zwischenstand von 2:3 und somit ein Punkt aus den letzten drei Brettern. Nun lag alles in den Händen der Nachwuchsspieler unseres Vereins.

Als nun Moritz Haak am sechsten Brett die Partie gewinnen konnte, da trotz aller Gefahr sein Gegner kein Dauerschach erreichen konnte, war trotz der Niederlage an Brett acht das Unentschieden gesichert.
In diesem Moment kamen einige Spieler von Botnang 2 in das Spiellokal, die von einer peinlichen Niederlage gegen sechs Wolfbuscher berichteten. Somit würde ein Remis von Sinan Altinisik reichen, um sogar den siebten Platz zu erreichen. Umso wichtiger war für die Botnanger natürlich ein Sieg ihres Spielers, da es nun auch um den Klassenerhalt ihrer zweiten ging.
Das Resultat war ein vollgestopfter Raum und zwei erbittert kämpfende Spieler, die zunehmend in Zeitnot kamen. Obwohl unser Brett sieben immer noch eine Qualität mehr hatte, war das Spiel mit einer offenen Königsstellung und Damen sowie Springern auf dem Brett alles andere als klar.
Die Umstehenden musste zusehen, wie Gewinnkombinationen beider Seiten und sogar ein Matt in drei übersehen wurde.

Zum Schluss bleib nach fast 5 Stunden Spiel das Remis.
Damit hatten wir nicht nur DJK, sondern auch Botnang 2 überholt. Ein märchenhafter Abschluss einer Saison mit Sieges- und Niederlagenserien.

Lorenz Pyta