Herrenberg I - SSF IV 3,5 : 4,5


Die Vierte startete zwar mit 3 Niederlagen, aber immerhin wurden die Ergebnisse immer knapper, siehe das umkämpfte letzte Match gegen Rommelshausen. Am 07.12.08 bestand gegen Herrenberg nun die letzte Möglichkeit, noch im alten Jahr die Weichen auf Klassenerhalt zu stellen. Und tatsächlich gelang der Vierten an diesem Tag der erste Sieg - wie dieser zustande kam, war jedoch haarsträubend bis märchenhaft, je nach Perspektive...
Den Grundstein legte Wolfgang Bareiß, der diesmal für Schachfreund Viskin an Brett 1 spielte: Gegen Martin Ottmann spielte er souverän auf dessen schlechten Läufer, vereinfachte konsequent und gewann das Läuferendspiel überlegen = Sieg gegen Herrenbergs Spitzenbrett, das fing schon mal gut an!
Leider sollte das der einzige Punkt in der vorderen Hälfte bleiben: Vadym Kaplunov an 2 verlor sein Endspiel gegen Straub, Jürgen Hartlieb an 3 hatte gegen Azemi Spiel auf beiden Flügeln, ließ sich aber die Königsstellung aufreißen und auch Herbert Lutz an Brett 4 zog gegen Stefan Huhn den kürzeren.
Da sah es gar nicht gut aus für SSF: Die Partien an Brett 5 (Budjav) und 6 (Siegle) waren lange unklar, Hans Sax an Brett 7 mühte sich mit einem Bauern weniger und Ersatzmann Josef Rieder sah sich einem furchterregenden Freibauern auf der h-Linie gegenüber, der unterstützt von der Dame glatt durchzulaufen schien. Es war nicht zu sehen, wo die nötigen Punkte herkommen sollten.
Den Auftakt machte Altmeister Rieder: Ohne Rücksicht auf den unhaltbaren Freibauern griff er mit Dame und Turm forsch weiter an und nutzte die momentane Abwesenheit der weißen Dame zu einem sehenswerten Dauerschach. Sein junger Gegner, Herrenbergs Ekert, musste ins Remis einwilligen, sonst wäre er noch in Verlustgefahr gekommen. Ein selten schönes Remis in zugespitzter Stellung und -wie sich später zeigte- an dem Tag so wertvoll wie ein voller Punkt.
Zwischenzeitlich konnte ich meinem Gegner einen Bauern abknöpfen. Das entstehende Damenendspiel war leicht gewonnen, da es kein Dauerschach gab und die gegnerischen Versuche meinen König nur zum Mattangriff trieben. Irgendwie schaffte es auch Enkhjargal Budjav, die Initiative an sich zu reißen und seine Partie gegen Schoblocher in eine Gewinnstellung zu drehen, auch er fuhr unverhofft einen vollen Punkt ein!
Somit hatten wir doch tatsächlich 3,5 Punkte erreicht, wenn jetzt Hans Sax seine Stellung mit Minusbauer remis hielt, war uns ein 4:4 sicher - nach dem bisherigen Verlauf wären wir damit hochzufrieden gewesen.
Aber wie es halt so geht: Wenn man die ganze Zeit einen Bauern mehr hat und einem bei reduziertem Material scheinbar nichts droht, spielt man natürlich weiter auf Gewinn. So dachte auch Herrenbergs Josef Ottmann (der Senior) der nicht erkannte, dass Hans Sax seine Figuren nach und nach optimal platziert hatte:

Sax - Ottmann


In der Stellung ist der Bauer schon nichts mehr wert, aber nach bald 6 Stunden Spielzeit und Ablehnung diverser Remisangebote fällt es verständlicher Weise schwer, sich das einzugestehen. 60) Kf5 - Kh4 Schwarz träumt weiter vom Sieg 61) Td8! der schwarze Springer darf wegen der Gabel nicht ziehen und kann auch nicht gedeckt werden. Jetzt war Txe5 schon erzwungen 61) ...Se6 ?? was für ein Fehlgriff! 62) Sg6+ Kg3 63) Td3+ dieses Zwischenschach hatte Schwarz übersehen, er verliert Turm und Partie = 1:0 !
Ist Schach nicht doch Glücksspiel, wenn man einen Mannschaftskampf so gewinnt? Ich sage - nein! Denn hätte sich Hans nicht so zäh und erfindungsreich verteidigt, wäre es gar nicht zu einer solchen Stellung gekommen, in der ein Aussetzer zum Kollaps führt. Die alten Römer hatten dafür ein Sprichwort: Dem Tapferen hilft das Glück! Und davon hatten wir am 07.12.08 reichlich... F.Siegle