Triumph gegen den großen Bruder


Betrachtet man die Aufstellungen der sechsten und siebten Mannschaft auf dem Papier, ist man sich im ersten Augenblick nicht sicher, ob die Saison 2011/12 überhaupt schon begonnen hat. Beide Teams sehen sich in der erfreulichen Lage, auch dieses Jahr mit den gleichen Spielern antreten zu können, die in der vergangenen Spielzeit die Klasse halten konnten.

Einzige größere Änderung bei der siebten war der Wechsel des Mannschaftsführers doch selbst der Autor dieses Spielberichts ist (noch) derselbe. Durch diese Kontinuität und aufgrund der guten Ergebnisse in den letzten Jahren in den Brüderduellen konnten wir zuversichtlich auf das kommende Match schauen.

Für mich begann die Partie schon vor dem ersten Zug schlecht. In Anbetracht der neuen Saison hatte ich erstmals seit Ewigkeiten die Motivation besessen, mich anständig vorzubereiten, als ich durch den Wegfall des ersten Brettes mich flugs an selbiges setzen und von Null beginnen durfte: falsche Farbe, falscher Gegner. Umso erfreulicher war es, dass im Gegensatz zum letzten Jahr beide Mannschaften geschlossen mit acht Mann antreten konnten, da Alexander Sandmeyer als Ersatzmann für den Notfall provisorisch erschienen war.

Die Partien begannen unterschiedlich gut. Gegen mich manövrierte sich Josef Rieder in eine Isolani-Stellung, die leicht schlechter war. Alexander Zakrzewski hatte am fünften Brett gegen Manfred Eberhard gutes Spiel. Die anderen Bretter standen ausgeglichen bis auf die Partie Nummer acht, wo Franc Svetec gegen Alexander Sandmeyer seine Bauernwalze laufen ließ und viel Druck hatte.

Dann passierten mehrere Dinge gleichzeitig. Carmelo Giugno und Wolfgang Weisensel einigten sich auf Remis, während Hans Hecht mit dem Läufer auf h7 einschlug und mit Dame und Springer zum Mattangriff ansetze. Einige der Zuschauer gaben die Stellung schon verloren, aber Sinan Altinisik verteidigte sich besser als die Kiebitze vorausgesehen hatte und wanderte mit dem König von h7 nach c8 in Sicherheit. Was blieb war eine ganze Mehrfigur. Auch die Partie an Brett acht kippte zu unseren Gunsten, als Weiß in eigene Angriffspläne vertieft eine Bauerngabel übersah und mit einer Figur weniger die Waffen strecken musste.

Mit einem Punkt vorne und guten Stellungen an allen anderen Brettern, hatten Moritz Haak, Reinhard Romer und Haro Niel keine Skrupel, ihre ausgeglichenen Stellungen ins Remis zu überführen.

Alexander Zakrzewski jedoch hatte mehr vor. Mit einem schönen Turmmanöver über f1-f3-g3 stand der schwarze König in der Schusslinie aller Figuren. Als nach Läufer und Turm sich auch Springer und Dame dazugesellten, war die Stellung nicht mehr zu verteidigen. Auch Sinan Altinisk setze seinen Mehrfigur in einen vollen Punkt um. Ich spielte als Letzter noch weiter, da ich den Isolani gewonnen und einen weiteren Bauern erobert hatte. Doch in dem entstandenen Damenendspiel griff Josef Rieder tief in die Trickkiste und schaffte es einen Bauern auf h3 vorzuschieben. Durch die ständige Drohung, auf h2 zu nehmen, meine unfreiwillige Unterstützung und die schlechte Königsstellung konnte ein Dauerschach nicht verhindert werden und die Partie wurde Remis.

Insgesamt war dies gegen die nominell stärkere sechste Mannschaft ein klarer Start-Ziel-Sieg, so dass die Bezeichnung „Triumph“ nicht überzogen zu sein scheint. Außer in zwei Fällen standen wir nie wirklich schlechter und mussten kein Spiel verloren abgeben. Auch das Endergebnis von 5,5 : 2,5 spricht eine deutliche Sprache. Überraschender Weise findet sich durch diesen hohen Sieg die siebte auf dem ersten Tabellenplatz wieder. Lange wird man sich wohl dort nicht halten können, aber träumen sollte nie verboten sein.

Lorenz Pyta