Das Wunder blieb aus


Wie erwartet trat Schönaich in Topbesetzung an. Hatte man in den vorherigen Runden an den hinteren Brettern noch gespart, so saß diesmal mit dem Bosnier Borki Predojevic ein 2600er am ersten und dem jungen FM Jadranko Plenca ein Kroate aus Rijeka am letzen Brett. Die Regeln von Arpad Elo sagten ein 5.5-2.5 für den Gastgeber voraus. Es war aber auch ein Treffen mit Ex-Schachfreunden. Vier unserer Gegner hatten auch schon einmal für uns gespielt. Der Kampf war hart, was man daran sah dass trotz prima Wetter kaum ein Spieler sich einmal einen Ausflug vor die Tür des sehr engen Spielsaals gönnte.
An den letzten drei Brettern hatten wir die besten Chancen, da wir dort zusammen nur gut 300 ELO-Punkte benachteiligt waren. Martin Hofmann ließ mit Schwarz leider in einem Sc6-Skandinavier die notwendige taktische Schärfe vermissen, sodaß sein junger Gegner problemlos zur Wunschstellung mit Raumvorteil kam und diesen auch sicher verwertete. Von der Partie Christoph Mäurer gegen unser früheres Mitglied Julijan Plenca habe ich nicht viel mitbekommen. Auch hier hatten wir wohl keine Chance. Rolf Fritsch hatte im Phildor nie Probleme, kam dann in leichten Vorteil, konnte wegen reduziertem Material ihn aber nicht mehr verwerten. Gerd Lorscheid spielte gegen Sebastian Fischer einen Anti-Holländer und bald versuchte der Gegner sich mittels Baueropfer Aktivität zu verschaffen. Der Mehrbauer blieb bis ins Springerendspiel erhalten, in dem es dann folgende Stellung gab. Wer mag überlege zuerst einmal selbst was er als Weißer ziehen würde:

G.Lorscheid - S. Fischer



Es folgte 58.Kg2! (Nach 58.Kg3? Kf5 entsteht ein wechselseitiger Zugzwang 59.Kf3 Sc2 und der Springer droht über d4 den a5 zu gewinnen.) 58... Kf5 (58... Sc2 59.Sxa6 Se3+ 60.Kf3 Sc4 61.Sb4 Sxa5 62.Kg4 und der schwarze Springe bleibt gebunden.) 59.Kg3 Nun muss Schwarz ziehen Sc2 60.Sxa6 Sxd4 61.Sb4 c5 62.a6 Sb5 63.Sc6 Ke6 64.a7 Sc7 65.Sa5 Kd5 66.f5 Ke5 67.Kg4 Sa8 68.Sc4+ Kd5 69.Kh5 1-0
Somit war die Ausbeute hinten für das Ziel Aufstieg mager. Vorne war bei Andreas die ganze Saison der Wurm drin und so auch in dieser Partie. Dabei gab ihm der 2550 Großmeister mit 10.Ld4?? die ideale Vorlage. Warum?

M. Bosiocic - A. Strunski



Nach 10... e5 11.Le3 d5!! wäre die Partie zu unseren Gunsten entschieden gewesen. Neben Gabel auf d4 droht auch Damengewinn mit Lg4. Es folgte 10... Ld6? und nach einem unglücklichen Turmzug später kam Weiß an den Drücker und gewann.
Igor Neyman und Petar Benkovic konnten ihre je 200 Punkte stärkeren Gegner mit Weiß unter Kontrolle halten. Mehr als Punkteteilungen in nicht völlig ausgespielten Stellungen - begünstigt dadurch dass damit das Unentschieden für Schönach gesichert war - konnten sie allerdings nicht erreichen.
Mark Kvetny kam gegen Dimitri Bunzmann allerdings in Fahrt und nachdem dieser sich hatte zurückdrängen lassen in folgende Stellung. Wieder die Testfrage zur Stellung: Wie wickelt man mit Schwarz am besten ab. Ist 17... e5 eine gute Idee?

D. Bunzmann - M.Kvetny



Es folgte 17... e5? Richig ist das einfache 17... Lxc3+ 18.bxc3 Sxg3 19.fxg3 e5 20.Td2 f6 21.Tf1 Dg6 22.Se6 Sxe6 23. dxe6 Lxg2 mit zwei Mehrbauern 18.Txe4 f6 19.Db1? Mit wenig Zeit war sehr schwer zu sehen 19.Se6!! Sxe6 20.Ld3!! mit der Idee Sc5? 21.Txe5+ Dxe5 22.Lg6+. So war nach 19... 0-0 wieder aller im Lot und Mark gewann. Um eine solche Mannschaft zu schlagen hätte alles passen müssen. Es hatte vieles gepasst und dreieinhalb Punkte ist ein prima Ergebnis. Gereicht hat es leider nicht und so wünschen wir Schönaich Glück in der 2.Bundesliga.
Zieht man Bilanz über die ganze Saison, so hat die Mannschaft die zu erwartenden Brettpunkte zwar geholt allerdings mit drei 4.5 Niederlagen ünglücklich verteilt. Bei den Einzelergebnissen stechen Igor Neyman und Mark Kvetny heraus. Igor hätte wohl eine Norm, wäre sein Punkt gegen Ulm kein kampfloser gewesen. Mark hat die Punkte, ihm fehlten aber die Titelträger. Ohne einen Überflieger wie Schönaich verspricht die nächste Saison wieder spannend zu werden.